Glücksspielabhängigkeit

Ein Glücksspiel ist ein Spiel, bei dem Geld eingesetzt wird und der Gewinn ausschließlich oder überwiegend vom Zufall bestimmt wird. Dazu gehören zum Beispiel Geldspielautomaten, Casinospiele, Lotterien, Sportwetten und Kartenspiele. Aber auch Gewinnhotlines oder hochspekulative Börsengeschäfte haben Glücksspielcharakter. Das zwanghafte Spielen dieser Spiele, auch Glücksspielsucht genannt, wird von der WHO offiziell als Krankheit anerkannt, die erfolgreich behandelt werden kann.

Anzeichen und Symptome einer Glücksspielsucht können vielfältig sein und variieren von Person zu Person. Einige gängige Anzeichen können jedoch folgende sein:

1. Die Person verbringt zunehmend mehr Zeit und Geld mit Glücksspielen. 
2. Es gibt einen Verlust der Kontrolle und ein zunehmendes Bedürfnis, höhere Beträge zu setzen oder über längere Zeiträume zu spielen.
3. Es gibt mehrere erfolglose Versuche, das Spielen zu reduzieren oder aufzuhören.
4. Die Person zeigt Reizbarkeit oder Unruhe, wenn sie versucht, das Spielen zu reduzieren oder aufzuhören.
5. Das Glücksspielen wird oft als Flucht vor Problemen oder zur Linderung von schlechten Gefühlen verwendet.
6. Trotz der negativen Konsequenzen, wie Geldsorgen oder zerstörte Beziehungen, wird weitergespielt.
7. Es gibt das sogenannte "Jagen" von Verlusten, d.h. weiter zu spielen, um frühere Spielschulden zurückzugewinnen.
8. Die Person vernachlässigt wegen des Glücksspiels ihre Arbeit, Ausbildung, Familie, Freunde oder Hobbys. 
9. Die Person lügt, um das Ausmaß ihres Glücksspiels zu verbergen. 

Falls Sie oder jemand, den Sie kennen, mehrere dieser Symptome zeigt, wenden Sie sich bitte an eine Beratungsstelle.

Glücksspielsucht ist eine ernste Erkrankung, aber mit Hilfe und Unterstützung ist eine Genesung möglich.

1. Beratung und Information

   Die Glücksspielsuchtberatung informiert Betroffene sowie ihre Angehörigen über die Auswirkungen und mögliche Behandlungsmethoden von Glücksspielsucht. 

2. Diagnose und Einschätzung

   Sie hilft bei der Diagnose und Einschätzung der Spielsucht, bietet Screening-Tools und kann bei Bedarf an spezialisierte Dienste verweisen.

3. Unterstützung

   Die Beratungsstelle ist eine wichtige Anlaufstelle für den emotionalen Beistand und Unterstützung während der Bewältigung der Sucht. 

4. Programmplanung

   In Zusammenarbeit mit den Betroffenen erstellt die Glücksspielsuchtberatung individuelle Behandlungs- und Rehabilitationspläne. 

5. Vermittlung spezialisierter Therapiedienste

   Die Beratungsstelle kann Betroffene zu geeigneten Therapeuten, Selbsthilfegruppen oder Rehabilitationszentren überweisen und begleitet sie während des gesamten Behandlungsprozesses. 

6. Prävention und Aufklärung

   Sie führt präventive Maßnahmen durch und klärt über die Risiken und Auswirkungen der Glücksspielsucht auf.

7. Unterstützung für Angehörige 

   Die Beratungsstelle bietet Angehörigen Unterstützung an und hilft ihnen dabei, mit der Situation umzugehen und die Betroffenen zu unterstützen.

8. Nachsorge

   Nach der Therapie unterstützt die Glücksspielsuchtberatung Betroffene bei der Wiedereingliederung in das Leben ohne Glücksspiel und hilft beim Umgang mit möglichen Rückfällen.

Zum Erstgespräch brauchen Sie keine Unterlagen mitbringen. Möglicherweise wird man Sie bitten, im Rahmen des Erstgesprächs einen Fragebogen zu Ihren bisherigen Erfahrungen und Gewohnheiten mit Glücksspielen auszufüllen.

• Im Rahmen einer Suchtberatung besprechen Sie mit einer fachkundigen Person, wie exzessiv und mit welchen Folgen Sie derzeit Glücksspiele nutzen. 
• Ihnen werden Fragen zu Ihren aktuellen Lebensumständen gestellt, um Sie individuell beraten zu können. 
• Im weiteren Verlauf gilt es herauszufinden, wie stark Ihre Motivation ist, den aktuellen Zustand zu ändern und welche Ziele Sie in Bezug auf Ihr Verhalten bezüglich Glücksspiel verfolgen. 
• Im Rahmen des Gesprächs wird Ihnen aufgezeigt, welche Möglichkeiten es gibt, die Sucht zu überwinden, zum Beispiel durch die Vermittlung von Suchtbehandlungen, Therapieplätzen oder Selbsthilfegruppen. 

Wichtig: Die Personen, mit denen Sie im Rahmen der Suchtberatung Kontakt haben, unterliegen der gesetzlichen Schweigepflicht.

Die Suchtberatung ist in der Regel kostenlos, wenn Sie sich an eine öffentliche Beratungsstelle wenden. Auch psychosoziale Angebote sind üblicherweise kostenfrei, da die Beratungsstellen meist von Gemeinden, Städten und Bundesländern finanziert werden, oder sie gehören zu einer Kirche oder einem Wohlfahrtsverband.

Da die Glücksspielsucht offiziell als Krankheit anerkannt ist, werden die Kosten für die nachgelagerte therapeutische Behandlung von den Krankenkassen und Rentenversicherungsträgern gezahlt.

sogenannte medizinische Rehabilitationsleistung. Dafür bezahlen normalerweise die Rentenversicherungen. Ist diese nicht zuständig, kann die Krankenkasse oder der Sozialhilfeträger einspringen. Bei der Beantragung der Rehabilitationsleistung unterstützt Sie die beratende Person.

 Die Nachsorge finanziert die Rentenversicherung bzw. Krankenkasse.

In Deutschland gibt es in fast jeder Stadt Suchtberatungsstellen, bei denen Sie sich als Betroffene oder Betroffener Hilfe holen können. Es gibt auch Online-Angebote (siehe Links weiter unten) sowie die Möglichkeit einer Telefonberatung.

• Telefonberatung zur Glücksspielsicht der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (kostenfrei): 0800 1 37 27 00
• Telefonseelsorge (kostenfrei): 0800 - 111 0 111 oder 0800 - 111 0 222

Die meisten Beratungsstellen bieten auch Beratungsgespräche für Angehörige, Freundinnen und Freunde an. Wenn Sie die Vermutung haben, dass jemand aus Ihrem Umfeld an einer Glücksspielsucht leiden könnte, finden Sie hier mehr Informationen.

In der Regel sind Suchtberatungsgespräche anonym. Wenn Sie sichergehen möchten, rufen Sie vorab bei der Beratungsstelle Ihrer Wahl an und fragen Sie nach.

Wenn Glücksspiele leicht zugänglich sind oder gespielt werden, um sich von Problemen und Konflikten abzulenken oder um Geldverluste zurückzugewinnen, ist das Gefahrenpotenzial besonders hoch. Jede Art des Glücksspielens kann zu einer Abhängigkeit mit gesundheitlichen oder finanziellen Folgen führen. Meist handelt es sich dabei um einen schleichenden Prozess, der durch bestimmte Eigenschaften von Glücksspielen gefördert wird:

• Schnelle Abfolgen von Spielen und Gewinnen steigern den Nervenkitzel und reduziert die Zeitspanne des Verlusterlebens.
• Glücksspiele, die ununterbrochen weitergespielt werden können, fördern den Fokus auf das Spiel und das Ausblenden der Realität des Spielenden
• Kurze Auszahlungsintervalle verleiten dazu, das gewonnene Geld direkt wieder einzusetzen.
• Die aktive Beteiligung der Spielenden (zum Beispiel durch das Drücken einer Stopp- oder Risikotaste) suggeriert eine Einflussnahme auf den Spielausgang.
• „Fast-Gewinne“ (zum Beispiel die Anzeige von zwei der drei für den Gewinn notwendigen Symbolen) steigern die Hoffnung, dass das nächste Spiel einen echten Gewinn einbringt.
• Bei einfachen Zahlungsmöglichkeiten, Spieleinsätzen in Form Jetons oder bei Zahlungen mit Kreditkarte verlieren die Spielenden schnell den Überblick über die Höhe der eingesetzten Summe.
• Hohe Gewinnsummen in Spielcasinos oder beim Jackpot im Lotto machen die Teilnahme an Glücksspielen zusätzlich attraktiv.

Wenn Sie durch häufiges Glücksspiel in eine finanzielle Notlage geraten sind, aus der Sie allein nicht mehr herauskommen, kann Ihnen eine Schuldnerberatung helfen. Diese kann grundsätzlich jeder in Anspruch nehmen. Das gilt auch dann, wenn Sie noch nicht überschuldet sind, jedoch von einer finanziellen Notlage bedroht sind.

Hier finden Sie alle Information rund um das Thema Schulden und Links zu Beratungsstellen in Ihrer Nähe.

Nach dem Beratungsgespräch gibt es verschiedene Möglichkeiten. Im Gespräch hat Ihnen die Beraterin oder der Berater idealerweise schon die für Sie geeigneten Hilfemöglichkeiten benannt. Bei einer Behandlung können ärztliche, psychologische und soziotherapeutische Maßnahmen kombiniert werden. Möglicherweise haben Sie im Laufe des Gesprächs auch festgestellt, dass eine Selbsthilfegruppe oder eine Therapie der nächste Schritt für Sie wäre. Es gibt ambulante Therapien, Behandlungen in Tageskliniken (ganztägig ambulant) oder stationäre Therapien.

Wichtig: Sie werden zu nichts gezwungen, alle Schritte, für die Sie sich entscheiden, sind freiwillig!

Das langfristige Ziel der Behandlung ist es, Abstand zum Glücksspielen zu gewinnen. Ein “kontrolliertes Glücksspielen” ist in den meisten Fällen kein realistisches Ziel, da es sich um bei der Glücksspielsucht um eine chronische Krankheit handelt, die schnell zu Rückfällen und einem erneuten Kontrollverlust führen kann.

Suchtberatungsstellen haben in erster Linie eine beratende Funktion: Ihre Beraterin oder Ihr Berater zeigt Ihnen auf, welche Maßnahmen für Sie geeignet sind, spricht Empfehlungen für Hilfeangebote aus und stellt bei Bedarf Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe her. Welche Möglichkeiten Ihre Beratungsstelle konkret anbietet, können Sie telefonisch oder im Erstgespräch erfragen.

Die Suchtberaterin oder der Suchtberater kann und wird Sie zu nichts zwingen, da es sich um eine Beratung handelt. Ziel dieser Beratung ist, gemeinsam einen Weg zu finden, um Ihnen zu helfen.